Wie viel verdient ein Comiczeichner? Wie viel Geld kann ich für eine Illustration verlangen? Wie hoch soll ich meinen Stundensatz ansetzen? Das Thema Honorar und Kostenkalkulation ist ein heikles Thema, denn es spielen viele Faktoren eine wichtige Rolle.
Wer als Comiczeichner oder Illustrator sein Geld verdienen möchte, wird in der Regel selbstständig. Es gibt kaum feste Stellenangebote für Comiczeichner oder Illustratoren in Deutschland. Es gibt hierzulande eine Handvoll Comicstudios und Zeichentrickfilmstudios, aber die haben meistens schon ihre festen Mitarbeiter und falls sie tatkräftige Unterstützung suchen, dann werden Praktikumsstellen ausgerufen.
Um eine Antwort auf die Honorar Frage zu finden, sollte man zwischen kommerziellen Aufträgen und Verlagsverträge aus der Comicszene differenzieren.
Eine Werbeagentur, die einen Comiczeichner sucht, hat ein ganz anderes Budget als ein (Comic) Verlag.
Wie viel kann ich verlangen? – Kommerzielle Aufträge
In der Werbe- und Filmbranche wird mit hohen Summen gehandelt, aber diese hohen Summen finden selten einen Weg zum Comiczeichner oder Illustratoren. Denn man darf nie vergessen: ein Zeichner steht ganz unten in der Nahrungskette. Er oder sie ist nicht der Star Schauspieler, Regisseur oder berühmte Basketballer. Er oder sie ist nicht der Art Director oder Produzent.
Ein Zeichner ist in der Werbe- und Filmbranche austauschbar und es gibt sehr sehr viele Zeichner. Hier werden auch eher Handwerker anstatt Künstler gesucht. Wer eine Zeichnung nicht überarbeiten kann/will, nicht mit Kritik umgehen kann und nicht bereit ist die Rechte an seinen Bildern abzugeben, wird es in der Werbe- und Filmbranche sehr schwer haben.
Als Comiczeichner Handwerker habt ihr die Aufgabe die Wünsche des Kunden in einer bestimmten Zeit umzusetzen.
Wenn ein Kunde deinen individuellen Zeichenstil haben möchte und es gibt keinen anderen Zeichner, der deinen Zeichenstil umsetzen kann, dann habt ihr beim Verhandeln gute Karten. Aber leider ist kein Zeichenstil unkopierbar oder gar rechtlich geschützt. Es gibt Zeichner, die können jeden Zeichenstil kopieren bzw. umsetzen.
In der Regel stellt der Kunde als Erster die Frage nach den Kosten. Der Kunde beschreibt kurz die Aufgabe, den Zeitrahmen und fragt nach einem Kostenvorschlag. Professionelle Comiczeichner und Illustratoren sind ihren Kunden oft einen Schritt voraus und fragen zuerst: wie hoch ist euer Budget? Wie viel könnt ihr zahlen bzw. wie viel wollt ihr zahlen?
Manövriert ihr euch in diese Postion, dann seid ihr im Vorteil und könnt viel besser verhandeln.
Doch wie viel kann man verlangen? Wie viel sollte man verlangen?
Es gibt zahlreiche Regeln und Kalkulationsvorschläge, die seit Jahren in der Comiczeichner und Illustratoren Szene umherirren. Es sind Durchschnittswerte, denen man oft begegnet und sich viele Zeichner und Auftraggeber daran orientieren. Auf der Website Kontist findet ihr eine ausführliche Kalkulation des Stundensatzes als Freelancer und Erklärung dieser Durchschnittswerte.
Wenn du als Freelancer den Mindestlohn verdienen möchtest (aber wer will das schon?), dann solltest du 28,60 Euro pro Stunde berechnen. Wenn du ein Durchschnittsgehalt verdienen möchtest, solltest du etwa 60,00 Euro pro Stunde verlangen. Zitat Kontist
In der Regel liegt der Mindestlohn bei 30 Euro und der Durchschnittswert bei 60 Euro die Stunde. Laut Vorschlägen und Berechnungen der Branche. Profis verlangen schon 100 bis 250 Euro pro Stunde.
Aber jeder Zeichner ist anders und jeder Kunde ist anders. Jeder Auftrag ist anders. Deswegen braucht jeder Zeichner eine individuelle Berechnung seines Stundensatzes oder Pauschalpreises.
Um deinen individuellen Preis zu bestimmen, solltest du dir folgende Fragen beantworten:
Wer bist du, was kannst du und was hast du schon gemacht?
Bist du ein Anfänger, hast du gerade dein Studium beendet, oder bist du seit über 20 Jahren dabei und hast schon unzählige Aufträge renommierter Firmen hinter dir? Bist du ein berühmter Comiczeichner und in der Öffentlichkeit bekannt?
Umso berühmter und umso erfahrener du als Zeichner bist, umso mehr Geld kannst du verlangen und es mit deiner Popularität und deiner Erfahrung begründen. Denn dann bist du nicht nur ein Handwerker, sondern auch ein Influencer bzw. Eigenmarke. Deine Arbeit erhält einen Mehrwert durch deinen Bekanntheitsgrad und Erfahrung. Ein hoher Bekanntheitsgrad sorgt für mehr Aufmerksamkeit und mehr Erfahrung sorgt für ein besseres und schnelleres Ergebnis.
Bist du unbekannt und hast du noch keine großen Erfahrungen mit Aufträgen, dann ist das ein großes Risiko für den Kunden. Viele Anfänger halten oft den Druck und die Kritik der Kunden nicht aus. Termine werden nicht eingehalten und es fehlt einfach an Erfahrung, um das beste oder gewünschte Ergebnis abzuliefern. In so einem Fall muss sich der Kunde oft einen neuen Zeichner suchen und mehr Geld investieren.
Wie viel Geld brauchst du im Monat?
Brauchst du 500, 1000 oder 3000 Euro im Monat, um deinen Lebensstandard zu halten oder um zu überleben? Deine Aufgabe ist es jeden Monat die benötigte Summe zu verdienen.
Das heißt, du musst deine Preise und Kosten anpassen. Du brauchst Aufträge, die dir die benötigte Summe bringen.
Wer ist der Kunde?
Jeder Kunde ist anders und hat ein anderes Budget. Nur weil eine bekannte und finanzstarke Firma sich bei dir meldet, heißt es nicht, dass sie viel Geld haben, um einen Zeichner zu bezahlen. In einer großen Firma gibt es zahlreiche Abteilungen und jeder Mitarbeiter muss selbst um Gelder für Projekte kämpfen.
Meldet sich ein bekannter und finanzstarker Kunde, dann recherchiert und fragt genau für was sie deine Arbeit brauchen. Du solltest folgende Fragen an den Kunden stellen:
- was braucht ihr genau (Umfang, Stil, Endformat etc.)
- bis wann braucht ihr es (Zeitrahmen, Deadline)
- für was braucht ihr es (internes Projekt, international oder lokal etc.)
- wie ist es mit den Rechten (Nutzungsrechte etc.)
Wenn ihr die Antworten auf diese Fragen bekommt, könnt ihr euren Preis besser bestimmen und euch ungefähr vorstellen, wie hoch das Budget des Kunden ist.
Ist es ein internationales Projekt, welches im Fernsehen gezeigt wird und ein Jahr genutzt wird, dann ist die Chance groß, dass man schon etwas mehr Geld verdienen kann.
Ist das Bild schwer umzusetzen und es werden viele Bilder gebraucht, und alles soll innerhalb zwei Wochen fertig sein, dann könnt ihr direkt mehr Geld verlangen und es damit begründen, dass so eine Arbeit niemand alleine schafft und man mindestens noch 2-3 weitere Zeichner braucht. Sonst braucht ihr mehr Zeit. Zeit ist Geld, Zeit ist heutzutage eine Währung.
Nennt ruhig eine hohe Summe, aber erwähnt immer, der Preis ist verhandelbar. Aber übertreibt es nicht. Die Kunden sind meistens keine Anfänger und haben sicher selbst recherchiert, wie viel ein Zeichner in der Regel kostet. Nennt ihr übernatürliche Summen, weil der Kunde Bill Gates heißt oder weil es die Firma MICROSOFT ist, dann fühlen sich die Kunden von euch betrogen und beleidigt. Dann gibt es keine Verhandlungsrunde mehr, sondern nur ein Danke und Tschüss.
Also, seid immer fair! Und vergleicht euch nie mit anderen Zeichnern oder ihren Aufträgen. Es kann gut sein, dass der andere Zeichner beim selben Kunden das dreifache verdient hat und ihr dann denkt: wie unfair oder was für eine Verar*che!
Aber du bist nicht der andere Zeichner und wie heißt es so schön: der Kunde ist König. Ob er jetzt deinen Kollegen das zehnfache mehr zahlt als dir, ist allein seine Sache. Er hat sicher seine Gründe.
Zeichner, die sehr hohe Summen für einzelne Illustrationen oder Comicseiten erhalten, sind große Ausnahmen und nicht die Regel.
Wie lange brauche ich für eine Arbeit?
Jeder Zeichner arbeitet unterschiedlich und in einer anderen Geschwindigkeit. Es gibt Zeichner, die brauchen nur 10 Minuten für ein gezeichnetes Portrait, während andere 5 Stunden für das selbe Bild in der selben Technik brauchen.
Deine Geschwindigkeit entscheidet ebenfalls über deinen Preis. Bis du schneller als andere, dann kannst du damit trumpfen.
Beispiel: Ein Kunde zahlt 1000 Euro für 10 Illustrationen in s/w und im Stil von MOEBIUS für eine Kinoproduktion. Für einen Zeichner, der für jedes Bild 3 Tage braucht, sind 1000 Euro zu wenig, besonders wenn er mindestens 2500 Euro im Monat braucht, um seine Familie zu ernähren und die Arbeit in einer Woche abgeben werden soll. Du aber schaffst ein Bild in 3 Stunden und brauchst eigentlich nur 800 Euro im Monat zum zu leben, dann sind die 1000 Euro Verdienst für dich akzeptabel.
Du siehst, jeder Zeichner ist anders. So ist jeder Kunde und Auftrag anders.
In der Regel zahlen die meisten Kunden für eine Illustration oder Comicseite zwischen 150 und 500 Euro. Natürlich gibt es Ausnahmen. Es gibt Comiczeichner, die bekommen für eine Comicseite 1500 Euro und für eine Illustration, die für unzählige Produkte weltweit genutzt wird 5000 Euro.
Habt keine Angst eine Summe zu nennen, die ihr fair findet, aber seid realistisch. Es gibt Ratgeber, die besagen, man soll für ein internationales Projekt mindestens 3000 Euro pro Illustration in Farbe verlangen. Meldet sich ein Kunde für ein internationales Projekt und es werden 30 Illustrationen benötigt, dann wird der Kunde mit großer Wahrscheinlichkeit keine 90 000 Euro haben, um dich zu bezahlen. Vielleicht ist er bereit 30 000 zu zahlen, oder auch nur 12 000 Euro.
Und habt auch keine Angst zu verhandeln. Sind 30 000 Euro zu viel für den Kunden, dann fragt direkt wie viel er bereit ist für die Arbeit auszugeben. Sagt er 12 000 Euro, dann sagt, ihr könnt es für 12 000 Euro machen, aber dann ohne Hintergründe oder nicht in Farbe. Auch eine Ratenzahlung ist eine Möglichkeit für Kunden, wenn ihnen eure Arbeit wirklich wichtig ist. Es gibt immer die Möglichkeit Kompromisse einzugehen.
Wie viel kann ich als Comiczeichner bei einem Verlag verdienen?
Wer bei einem deutschen Verlag einen Comic veröffentlichen will, der muss sich mit einem Projekt beim Verlag bewerben. Ein Verlag sucht selten nach einem Comicprojekt. Jedes Jahr bewerben sich sehr viele Comiczeichner mit Ideen oder gar fertigen Comics, so kann sich jeder Verlag die Rosinen rauspicken. In der Regel verdienen deutsche Verlage ihr Geld eher mit Lizenzware. Also bekannte Comics aus USA, Frankreich oder Japan, die dann ins Deutsche übersetzt werden.
Selbst große Verlage starten bei deutschen Produktionen mit kleinen Auflagen. Mit kleinen Auflagen meine ich 500 bis 2500 Exemplare. Wenn ihr in den Nachrichten die Meldung findet, dass sich die gesamte Erstauflage eines deutschen Comics oder Manga verkauft hat, dann geht nicht von tausenden Exemplaren aus.
Es sind die großen Verlage, die einen Comiczeichner für seine Arbeit bezahlen können. Es kommt immer auf das Projekt an und natürlich auf die Popularität des Künstlers an. Der Verdienst pro Projekt liegt heutzutage zwischen 500 und 12 000 Euro. In der Regel zwischen 2500 und 5000 Euro.
Ein Comiczeichner, wenn er überzeugen kann und einen Vertrag bei einem großen Verlag erhält, kann mit 2500 bis 5000 Euro rechnen. Wenn der Künstler Glück hat oder gut verhandeln kann, wird er/sie auch am Gewinn oder Umsatz (ist nicht das Gleiche!!!) beteiligt. Die Beteiligung liegt meist zwischen 2 und 20% des Gewinns. In der Regel erhält der Künstler eine Anzahlung und bei Abgabe des druckfertigen Werkes den Restbetrag.
Kleinverlage können selten etwas zahlen, aber garantieren eine Gewinnbeteiligung.
2500 oder 5000 Euro klingen viel, aber wenn ihr bedenkt, dass ein Comiczeichner fast 1-2 Jahre an einem Comic sitzt und fast nonstop daran arbeiten muss, dann sind 5000 Euro ziemlich wenig. Das ist oft der Grund, warum viele Comiczeichner in die Werbebranche abrutschen. Dort verdienen sie oft das Gleiche für ca. 10 Comicseiten, die sie in zwei Monaten schaffen.
Die meisten Comiczeichner verlangen ca. 300 Euro für eine fertige Comicseite. Leider bekommen die meisten Comiczeichner aber pro Comicseite zwischen 60 und 150 Euro. Und oft sitzen sie mehrere Tage an einer Comicseite.
Auch hier muss jeder Zeichner seinen eigenen Preis finden.
FAZIT
In der Werbe- und Filmbranche könnt ihr pro fertige Comicseite oder Illustration in Farbe zwischen 300 und 2500 Euro verlangen.
In der (Comic/Manga) Verlagswelt könnt ihr bei einem großen Verlag pro Comic zwischen 1500 und 5000 Euro verdienen. Oft auch mit einer Gewinnbeteiligung von 2-20% am Verkauf des Werkes.
Verlage oder Kleinkunden zahlen meistens zwischen 60 und 150 Euro pro fertige Comicseite, wenn sie Comicseiten in Auftrag geben.
Natürlich gibt es Ausnahmen und jeder Zeichner hat seine eigenen Preise.
Weiterführende Literatur:
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