Am Anfang ist es eine Idee, ein Satz oder eine Skizze, die zu einer Geschichte für einen Comic führt. Das Endformat des Comics wird bestimmt. Wird es ein Comicheft? Ein Manga? Ein Album? Wie viele Seiten soll es haben? Wird es in s/w oder in Farbe sein? Welche Leserichtung soll das Comic haben?
SKRIPT
Ein Drehbuch entsteht, wobei man das Drehbuch in der Comicbranche Skript nennt. Das Skript bestimmt die Arbeit des Zeichners und wird meistens von einem Autor geschrieben. Viele Comiczeichner sind selbst Autoren und schreiben ihr eigenes Skript.
Um Missverständnisse zwischen Autoren und Comiczeichner zu vermeiden, werden Fachbegriffe wie Close-Ups (Nahaufnahme), Establishing Shot (Eröffnungspanel) oder Long Shot (Halbtotale) benutzt. Viele dieser Fachbegriffe kennt man aus der Filmbranche.
THUMBNAILS
Der Zeichner macht aus dem Skript sogenannte Thumbnails. Diese Thumbnails sind skizzierte Comicseiten in einer visitenkartenähnlichen Größe. Meistens wird das komplette Skript als Thumbnails umgesetzt. Es ist sozusagen das Storyboard des Comics.
(Bild Thumbnail Beispiel / Comic / Manga )
ZEICHNEN
Aus dem Thumbnails macht der Comiczeichner eine skizzierte Comicseite. Wenn der Comiczeichner traditionell arbeitet, zeichnet er mit Bleistift auf Papier. Heutzutage gibt es viele Comiczeichner, die direkt auf dem Computer zeichnen. Das nennt man digital zeichnen.
(Bild )
TUSCHEN / INKEN
Aus der skizzierten Comicseite wird eine Reinzeichnung gemacht. Die Reinzeichnung dient als Vorlage für das Tuschen. Mit wasserfester schwarzer Tinte werden die Linien der Reinzeichnung auf Bristol Papier nachgezeichnet. Dabei verwendet der Comiczeichner einen Fineliner, eine Feder oder einen Pinsel.
DIGITAL TUSCHEN
Es gibt viele Comiczeichner, die digital tuschen. Es gibt spezielle Grafikprogramme mit denen man auf dem Computer tuschen kann. Das Programm ClipStudio (Manga Studio) ist sehr beliebt bei Zeichnern, die digital arbeiten.
KOLORIEREN
Wenn die Comicseiten farbig werden sollen, beginnt der Comiczeichner die getuschten Comicseiten zu kolorieren. Auch hier gibt es viele Comiczeichner, die digital kolorieren. Das Programm Photoshop kommt hier bei den meisten Comiczeichner zum Einsatz.
(Bild Comicseite Farbe)
LETTERING
Das Lettering ist das Einsetzen des Textes in die Sprechblasen. Der Comiczeichner oder der Letterer setzt die Texte und Soundwords in die Comicseiten ein. Wenn ein Letterer die Schrift mit der Hand in die Sprechblasen „zeichnet“, nennt man das Handlettering.
Wenn das geschehen ist, wird eine Druckvorlage erstellt.
Die Druckvorlage wird heutzutage meistens in einem Programm wie INDESIGN erstellt und zur Druckerei geschickt. In der Druckerei werden die Comics gedruckt.
Weitere wichtige Bestandteile eines Comics:
PANEL
Die Einzelbilder auf einer Comicseite werden Frames oder Panels genannt. Es gibt verschiedene Formen von Panels. Ein Standard Panel ist im Rechteckformat.
(Bild Panel)
Die Art der Umrandung der Panels vermitteln unterschiedliche Effekte und Botschaften. Ein gezacktes Panel deutet auf Gewalt oder Lärm hin.
(Bild gezacktes Panel)
Kreisförmige Panels werden oft dazu benutzt, um eine Schlüsselrolle bezüglich anderer Panels zu verdeutlichen, während wolkenförmige Panels verwendet werden, um Ereignisse in der Vergangenheit oder die Gedanken einer Figur bildlich darzustellen.
Eine Comicseite hat im Durchschnitt 6 Panels, aber das ist keine feste Regel. Der Comiczeichner bestimmt die Anzahl der Panels anhand des Inhalts, dass er in Bildern erzählen möchte. Die Größe und Anordnung der Panels richtet sich meistens nach der Wichtigkeit des Inhalts.
Beim Panel muss man genug Platz für Sprechblasen, Soundwords und Texte einplanen.
LESERICHTUNG
Eine Comicseite verläuft in der Regel von links nach rechts und von oben nach unten. Comics aus Japan (Manga) werden meistens von rechts nach links und von oben nach unten gelesen.
COMIC ENTSTEHUNG SCHRITT FÜR SCHRITT
Das Skript ist fertig und der Comiczeichner ist bereit ein Comic zu zeichnen. Er geht in der Regel in folgenden Schritten vor:
Zu allen Charakteren der Handlung macht der Comiczeichner Charakterdesigns. Bevor er mit den Comicseiten anfängt, sollte man wissen wie die Charaktere aussehen. Der Comiczeichner macht ein Modelsheet der Charaktere. Ein Modelsheet zeigt die Hauptfigur aus verschiedenen Perspektiven in der gleichen Größe. (Bild Modelsheet)Es ist auch wichtig nicht nur Dinge wie Kleidung oder Frisur zu bestimmen, sondern auch Stimmungen einzufangen. Zum Beispiel, wie sieht der Hauptcharakter wütend oder verliebt aus? Umso mehr Details und Stimmungen zu Papier gebracht werden, umso einfacher wird die Arbeit beim Comic zeichnen. Zu allen Orten, die in der Handlung vorkommen, macht der Comiczeichner Entwürfe und Backgrounds. Dazu recherchiert der Comiczeichner und nutzt alles was er gebrauchen kann.
Wenn das Skript nicht in Comicseiten eingeteilt ist, dann teilt der Comiczeichner das Skript in Comicseiten auf. Als nächstes macht der Comiczeichner skizzenhafte Entwürfe einer Comicseite im Kleinformat. Oft etwas kleiner als eine Visitenkarte. Diese Entwürfe nennt man Thumbnail Skizzen. Diese Skizzen zeigen ganz grob auf, was später in den Panels zu sehen sein soll. Ebenso wird die Position der Sprechblase bestimmt.
Ein Comiczeichner geht bei Thumbnail Skizzen in der Regel in Kapitelabstände vor. Meistens in 15 bis 25 Comicseitenschritte.
Arbeitet der Comiczeichner mit einem Verlag zusammen, dann bespricht der Comiczeichner die Thumbnails mit seinen Redakteur.
Wenn der Verlag zufrieden ist, dann stellt der Comiczeichner aus den Thumbnail Skizzen eine saubere Skizze in der Größe der Comicseite, die später geinkt werden muss. In der Regel wird aus einer Thumbnail Skizze eine saubere Skizze im Papierformat Din A4 oder B4.
Um aus einer kleinen Thumbnail Skizze eine große Sizze herzustellen, scannt der Comiczeichner das Thumbnail ein und druckt es in der gewünschten Größe (Din A4 oder B4) aus. Die ausgedruckte und vergrößerte Thumbnail Skizze legt der Comiczeichner auf ein Leuchttisch und legt über der Skizze eine leere Seite. Auf dieser leeren Seite zeichnet der Comiczeichner die Thumbnail Skizze nach, dabei zeichnet er alle Elemente viel sauberer und detailreicher. Die Plätze für die Sprechblasen lässt er frei oder zeichnet saubere Sprechblasen in die neue Skizze ein.
Die neuen detailreichen Skizzen legt der Comiczeichner seinem Verlag vor. Gemeinsam werden die Skizzen besprochen und wenn nichts verändert werden muss, geht es ans Inken.
Das Inken bzw. Tuschen wird entweder direkt auf die saubere Skizze gemacht, oder man nimmt neues Papier.
In der Regel legen Comiczeichner die saubere Skizze auf einen Leuchttisch und legen ein Blatt Bristolpapier über die Skizze. Der Comiczeichner tuscht dann mit Feder, Pinsel oder Fineliner die Seite.
Alternativer Weg: viele Comiczeichner drucken ihre saubere Skizze in einen hellblauen Ton auf Bristolpapier aus. Alle Linien der Zeichnung sind hellblau, Comiczeichner reden oft von „light-blue“. Auf diesen hellblauen Linien des Bristolpapiers wird direkt mit Fineliner oder Feder getuscht. Wenn die fertig getuschte Seite gescannt wird, filtert der Scanner die hellblauen Linien aus und man hat eine reine s/w getuschte Comicseite.
Beim Scannen und Abspeichern muss der Comiczeichner immer auf die richtigen Einstellungen achten. Zum Beispiel müssen s/w Tuschezeichnungen in 1200 dpi eingescannt werden, während Farbseiten in der Regel in 600dpi gescannt werden und im CYMK Modus bearbeitet, koloriert und abgespeichert werden müssen.
Die fertig getuschten Comicseiten werden den Verlag gezeigt. Ist der Verlag zufrieden werden die Comicseiten koloriert. Soll das Comic nur s/w werden, dann werden die Comicseiten gelettert.
Heutzutage kolorieren die meisten Comiczeichner ihre Comics am PC. Programme wie Photoshop, Glimp oder ClipStudio werden zum kolorieren verwendet. Wer seine Comicseiten mit traditionellen Werkzeugen koloriert, greift oft zu Tuschefarben, Copic Farbstifte oder Aquarellfarben. Dabei druckt der Comiczeichner die fertig getuschten Comicseiten auf spezielles Papier aus. Dieses spezielle Papier ist oft Aquarellpapier oder Papier, das sich für bestimmte Farben gut eignet. Sind die Comicseiten koloriert, legt man diese wieder dem Verlag zur Kontrolle vor.
Das Lettering wird in der Regel in einem Computerprogramm wie Indesign gemacht. In diesem Programm kann man auch direkt die Druckvorlage anfertigen. Jede Druckvorlage hat seine eigenen Werte, deswegen sollte man schon früh mit dem Verlag und Druckerei abklären welche Werte gewünscht sind.